How to Oper

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Der Proben-Prozess

Jessica Maier Montag, 25. Januar 2021 von Jessica Maier

Was passiert eigentlich in den Proben?

Haben Sie schon einmal ein Drama gelesen und sich an einer Stelle gedacht: “Was soll DAS bitte bedeuten?” Keine Sorge, das passiert auch den Profis! Deshalb beginnen die Proben meist mit einer ersten Leseprobe. (Manche verknüpfen das auch gleich mit dem Konzeptionsgespräch.) Bei uns in der Oper bedeutet das, dass die vorab ausgewählten musikalischen Stücke alle einmal angesungen werden. Wie klingen die Stimmen zusammen? Wie wirken die Darsteller*innen, wenn sie Ihre Partie singen? Gibt es zudem einen Sprechtext wird auch dieser zum ersten Mal gemeinsam in verteilten Rollen gelesen. Zu diesem Zeitpunkt haben normalerweise schon einige musikalische Proben stattgefunden und die Sänger*innen haben ihren Part bereits in den Grundzügen gelernt. So können sie im Anschluss direkt auf der Bühne starten. Gemeinsam mit ausführlichen Erklärungen der Regie zum Text haben nun alle eine erste Basis und es kann richtig losgehen. Diese Basis wird im Verlauf der Proben durch viel Ausprobieren stetig verändert und an das Konzept angepasst. Für die Regieassistenz bedeutet das vor allem Mitschreiben, Durchstreichen, neu Aufzeichnen, Durchstreichen und geschickte Organisation.

Wie werden nun die Bewegungsabläufe auf der Bühne erarbeitet? Die Herangehensweise daran hängt stark von der Regisseur*in selbst ab: Im Opernloft begegnen wir oft dem Konzept “Jetzt wird erstmal ausprobiert!”. Das bedeutet, man nähert sich den Szenen mit kontrollierten Improvisationen an. Zum Beispiel lässt die Regie die Sänger*innen in ihren Rollen aufeinandertreffen, ganz unabhängig von der Oper. Wie würde Don Giovanni reagieren, wenn er Donna Elvira zufällig im Supermarkt trifft? Über was würden sich Orpheus und Eurydike als Ehepaar im 21. Jahrhundert streiten? Manchmal verliebt die Regie sich sofort in einen Moment, schreibt ihn auf und versucht ihn mit den Sänger*innen immer wieder herzustellen. Oder die Improvisation war vollkommen ungeeignet für das Stück, hat jedoch zum Verständnis der Charaktere beigetragen oder zu ganz neuen Ideen inspiriert. “Einfach mal probieren”, klingt so salopp, ist aber ein wichtiger Bestandteil des Probens, damit die Inszenierung richtig in Fahrt kommt!

Ein*e Regisseur*in muss dennoch nicht alles dem Zufall überlassen: Vor allem den technisch motorischen Teil kann sie, wenn sie will, bereits vorgeben. Sie hat Erfahrung, was wie wirkt und hat sich bereits Gedanken über das Auftreten ihrer Charaktere gemacht. Eine Regie muss in der Lage die Sänger*innen auch auf unangenehme Szenen vorzubereiten. Seien es sehr körperliche Momente, wie Kampfszenen oder romantische Augenblicke, oder ganz technische Sorgen wie “Werde ich bei so viel Rennen und Heben überhaupt noch ordentlich singen können?” Die Regie muss aber auch zuhören und akzeptieren, dass manche Dinge nicht so funktionieren wie sie es sich um 1 Uhr nachts am Schreibtisch vorgestellt hatte. Dann gilt: “kill your darlings” - Töte deine Lieblinge und mach weiter. Proben in der Oper bedeutet immer Mut haben, loslassen und Spaß am Experimentieren.

Bei aller Liebe zum Detail kann die Regie die Sänger*innen aber nicht ersetzen. Denn zusätzlich zu einer hervorragenden gesanglichen Leistung erwecken SIE mit ihrer Ausstrahlung die Charaktere erst zum Leben. Die Sänger*innen lernen Ihre Figuren über die Zeit immer besser kennen und stellen dar wie sie denkt, warum und wie sie das tut, was sie tut. Würde ein griechischer Gott aus dem Olymp über die Bühne schlurfen wie ein Zehnjähriger? Natürlich! Er ist ein Gott, er kann rumlaufen wie er will. Wichtig ist konsequent im Konzept zu bleiben. Im Theater gibt es den Leitsatz: “Sag nichts, was du nicht auch spielen kannst.” Über Sprache kann man so viel vermitteln - Aber in einer italienischen Oper, in der sowieso nur ein kleiner Teil des Publikums den Text versteht, ist jede offensichtliche Handlung goldwert! Es geht darum durch kleine Eigenheiten und Besonderheiten den Charakter zu prägen und seine Motive zu verdeutlichen. Das beschränkt sich nicht nur auf Gestik. In der Oper erzählt die Musik ja bereits die halbe Geschichte. Sie merken vielleicht, die Koordination zwischen den Spieler*innen, eigenem Gesicht, Bewegungen und Gesang und dann auch noch in sinnvoll und schön bitte - das ist komplexer als man vielleicht zunächst denkt!

Sind Sie bereit für noch mehr Schwierigkeiten? Denn ein weiterer Faktor, der von allen bedacht wird - das sind Sie, das Publikum! Egal, was man links hinten in der Ecke inszeniert, sobald niemand im Publikum es sieht, bringt es nichts. Egal wie schön der Sänger singt, es muss auch der Zuschauer in der letzten Reihe hören. Das Team muss sich der leeren Sitze um sich herum bewusst sein. Es geht darum, sich in das Publikum hineinzuversetzen. Wie helfen wir den Zuschauer*innen nach der Pause wieder in die Geschichte? Was müssen wir erklären, was verstehen sie auch so? Und wie bereiten wir unserem Publikum einen unvergesslichen Abend?

Jetzt sind wir mittendrin die Inszenierung zu erarbeiten. Doch es fehlen noch ein paar wichtige Elemente, die helfen, die Geschichte unserer Oper zu erzählen: Bühnenbild, Requisite, Kostüm und Maske. Mehr dazu im nächsten Blog-Beitrag!

In den Proben experimentiert man solange daran die Inszenierung mit den Sänger*innen auf der Bühne darzustellen bis man eine feste Choreographie für die Aufführungen hat.

Bei aller Liebe zum Detail kann die Regie die Sänger*innen aber nicht ersetzen. Denn zusätzlich zu einer hervorragenden gesanglichen Leistung erwecken SIE mit ihrer Ausstrahlung die Charaktere erst zum Leben. Die Sänger*innen lernen Ihre Figuren über die Zeit immer besser kennen und stellen dar wie sie denkt, warum und wie sie das tut, was sie tut. Würde ein griechischer Gott aus dem Olymp über die Bühne schlurfen wie ein Zehnjähriger? Natürlich! Er ist ein Gott, er kann rumlaufen wie er will. Wichtig ist konsequent im Konzept zu bleiben. Im Theater gibt es den Leitsatz: “Sag nichts, was du nicht auch spielen kannst.” Über Sprache kann man so viel vermitteln - Aber in einer italienischen Oper, in der sowieso nur ein kleiner Teil des Publikums den Text versteht, ist jede offensichtliche Handlung goldwert! Es geht darum durch kleine Eigenheiten und Besonderheiten den Charakter zu prägen und seine Motive zu verdeutlichen. Das beschränkt sich nicht nur auf Gestik. In der Oper erzählt die Musik ja bereits die halbe Geschichte. Sie merken vielleicht, die Koordination zwischen den Spieler*innen, eigenem Gesicht, Bewegungen und Gesang und dann auch noch in sinnvoll und schön bitte - das ist komplexer als man vielleicht zunächst denkt!

Sind Sie bereit für noch mehr Schwierigkeiten? Denn ein weiterer Faktor, der von allen bedacht wird - das sind Sie, das Publikum! Egal, was man links hinten in der Ecke inszeniert, sobald niemand im Publikum es sieht, bringt es nichts. Egal wie schön der Sänger singt, es muss auch der Zuschauer in der letzten Reihe hören. Das Team muss sich der leeren Sitze um sich herum bewusst sein. Es geht darum, sich in das Publikum hineinzuversetzen. Wie helfen wir den Zuschauer*innen nach der Pause wieder in die Geschichte? Was müssen wir erklären, was verstehen sie auch so? Und wie bereiten wir unserem Publikum einen unvergesslichen Abend?

Jetzt sind wir mittendrin die Inszenierung zu erarbeiten. Doch es fehlen noch ein paar wichtige Elemente, die helfen, die Geschichte unserer Oper zu erzählen: Bühnenbild, Requisite, Kostüm und Maske. Mehr dazu im nächsten Blog-Beitrag!

In den Proben experimentiert man solange daran die Inszenierung mit den Sänger*innen auf der Bühne darzustellen bis man eine feste Choreographie für die Aufführungen hat.

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