Geschichte
Vom Jungen Musiktheater zum Opernloft - Eine Oper in fünf Akten
Akt 1: Ein freies Theater
Im Jahr 2001 lernten sich die beiden Opernsängerinnen Inken Rahardt und Yvonne Bernbom kennen und verstanden sich auf Anhieb so gut, dass sie beschlossen, unter dem Motto “Oper für alle” ein eigenes Theater auf die Beine zu stellen. 2002 gründeten Inken und Yvonne dann den gemeinnützigen Verein “Junges Musiktheater Hamburg e.V.“ und starteten ohne feste Spielstätte zunächst als freies Theater.
Bereits ein Jahr später feierte mit Mozarts “Zauberflöte” die erste Eigenproduktion Premiere: Inken und Yvonne standen als 1. Dame und Pamina mit auf der Bühne.
Die Inszenierung wurde in zwei Fassungen gespielt: Abends in Originallänge für Erwachsene und tagsüber in einer 70minütigen Fassung für Kinder. Die Vorstellungen fanden in verschiedenen Spielstätten in Hamburg und dem ganzen deutschsprachigen Theaterraum statt.
Geprobt wurde in der Conventstraße 8-10 in dem Gebäude, in dem sich auch die Disco H1 mit einer kleinen Bühne befand. Dort fanden sonntags die Vorstellungen des Jungen Musiktheaters Hamburg als Pilotprojekt statt: Kommen genug Leute in das verwinkelte Gebäude im Hinterhof? Ja, sie kamen - zur Eröffnung kam sogar die Kultursenatorin!
Doch sie war nicht die einzige: Susann Oberacker kam als Theaterkritikerin zur Eröffnung und blieb als Mitarbeiterin. Begeistert von der Idee und den Entwicklungen der letzten Jahre schlug sie vor, einen Freundeskreis zur Unterstützung des Jungen Musiktheaters Hamburg ins Leben zu rufen. Gute Idee, fanden auch Inken und Yvonne - nur Zeit hatte dafür niemand. Also fing Susann am Opernloft an - zunächst organisierte sie den Freundeskreis, schrieb immer wieder Texte und übernahm nach und nach immer mehr Aufgaben, schrieb als “Headautorin” des Opernlofts Kinder- und Krimiopern selbst und gehörte bald fest zum Leitungsteam des Theaters.
Akt 2: Das Opernloft in der Conventstraße
Von den ersten Fördergeldern, die es dank der Vorstellungen im H1 gab, wurde die einstige Probebühne in der Conventstraße zum richtigen Theater umgebaut. Weil es sich dabei um eine ehemalige Fabriketage - ein Loft - handelte, entstand der Name “Opernloft”.
Hier wurden die ersten neuen Formate entwickelt, die auch noch heute erfolgreich sind - wenn auch unter anderem Namen. Als das Konzept der “OperaBreve”, der heutigen “Oper in Kurz” entstand, war die Skepsis sehr hoch. Die erste Oper im neuen Format inszenierte Inken kurzerhand selbst: “Die lustigen Weiber von Windsor” von Otto Nicolai. Anfangs gab es in den 90-Minuten-Opern sogar gesprochenen Text. Auch der Sängerkrieg, heute als Opern-Slam bekannt, wurde in der Conventstraße entwickelt. Benannt wurde das Format in Anlehnung an Wagners “Tannhäuser” nach dem Sängerkrieg auf der Wartburg.
Akt 3: Das Opernloft in der Fuhlentwiete
Das Konzept des Opernlofts kam beim Publikum so gut an, dass bald ein Umzug aus Platzgründen nötig war: So wurde im Jahr 2012 die neue Spielstätte in der Fuhlentwiete 7 eröffnet. Die erste Produktion in den neuen Räumlichkeiten war die Wiederaufnahme von Inkens 90-Minuten-Inszenierung von Händels “Tolomeo”, die 2010 mit dem Rolf-Mares Preis ausgezeichnet wurde. Dem Opernloft wurde im selben Jahr der Pegasus-Preis verliehen: Der mit 35.000 Euro dotierte Preis wurde von 1999 bis 2016 jährlich an ein Hamburger Privattheater von einer aus sieben unabhängigen Journalist*innen und Theaterwissenschaftler*innen bestehenden Jury verliehen. Besonders hervorgehoben wurden die Inszenierungen unserer Intendantin Inken: Händels “Tolomeo”, “Die Perlenfischer” und “Carmen” von Georges Bizet, jeweils in der für das Opernloft so typischen Fassung in 90 Minuten.
Außerdem arbeitete das Team an einem neuen Format, das Oper für eine größere Gruppe Menschen zugänglich machen sollte: Die Krimi-Oper. In jeder Krimi-Oper (die Susann im übrigen selbst schreibt!) geht ein Ermittler*innen-Team einem oder gleich mehreren berühmten Opern-Kriminalfällen auf den Grund. Dabei werden einzelne Opernarien in Sprechtexte eingebettet und das ganze um Songs aus jeglichen Genres ergänzt - so ist wirklich für jede*n was dabei und ganz nebenbei lernt man auch noch die Oper kennen - und lieben.
Akt 4: Zu Gast am Ernst Deutsch Theater
Das Jahr 2015 brachte Inken zwar für ihre Inszenierung von Antonio Vivaldis “Orlando Furioso” einen zweiten Theaterpreis Hamburg - Rolf Mares, doch für das Opernloft selbst schlechte Nachrichten: Das Gebäude in der Fuhlentwiete 7 sollte abgerissen werden. Neue Räumlichkeiten für das Opernloft zu finden, erwies sich als schwieriger als gedacht. So waren Kreativität und Teamgeist gefragt - und eine Kooperation mit dem Ernst Deutsch Theater entstand. Zwei große Produktionen - Bizets “Carmen” und Verdis “Ein Maskenball” - und zahlreiche Opern-Slams fanden in den drei Jahren statt, in denen das Opernloft auf der Suche nach seinem neuen Zuhause durch Hamburg irrte.
Akt 5: Das Alte Fährterminal Altona
Schon 2014 wurde das Opernloft auf das Alte Fährterminal in Altona aufmerksam, doch zu der Zeit stand es nur für einzelne Events und Veranstaltungen zur Verfügung. Aber einige Jahre später ließ sich der Vermieter überzeugen und das Opernloft zog ein.
Dafür war erneut ein großer Umbau notwendig: Wände mussten eingezogen und Traversen aufgebaut werden, die Bühne und die Tribüne im Saal wurden eingebaut, Lichter eingehangen und der große Vorhang montiert. Die Lüftungsanlage musste eingebaut werden, außerdem eine Klimaanlage und Fußbodenheizung im Bistro. Selbst die Toiletten wurden neu gemacht, ebenso wie die Bistroküche. Es wurde geputzt, die Soundanlage installiert und die Wände gestrichen. Last but not least wurde das Herzstück des Foyers, die große Theater Bar, befüllt - und die Gäste konnten kommen!
Nach all dem konnte am 3. November 2018 mit einer großen Eröffnungsgala und 250 Gästen die neue Spielstätte eröffnet werden.
Als erste Produktion wurde “Tosca” wieder aufgenommen, es folgten sechs Premieren und drei weitere Wiederaufnahmen. Im März 2020 musste die Premiere von “Semiramis - Wie geht Karriere?” wegen des neuartigen Coronavirus Covid-19 und dem folgenden Lockdown eingestellt werden. In der Zeit wurden Formate, Hygienekonzepte, Saalpläne und Inszenierungen auf Abstand (wie in “Orpheus in der Unterwelt”) entwickelt.
Jetzt dürfen wir Sie wieder - und hoffentlich noch für sehr lange Zeit - bei uns im Alten Fährterminal Altona begrüßen!