Orpheus in der Unterwelt
Orpheus und Eurydike waren ein Traumpaar. Aber nun haben sie genug voneinander. Sie brauchen Abstand und wollen sich scheiden lassen. Auch die Liebhaber*innen stehen schon bereit, doch die „Öffentlichen Meinung“ hat etwas dagegen. Und so entspinnt sich ein Scheidungsprozess, in dem sich das Noch-Ehepaar seiner jüngsten Vergangenheit stellen und schmerzhaft ehrlich zueinander sein muss. Was ist vorgefallen? Wer war wem (zuerst) untreu? Und wurde Eurydike nun entführt oder hat sie sich doch freiwillig von Orpheus abgewandt?
Die Antworten finden jedoch nicht Orpheus und Eurydike selbst, sondern die Zuschauer*innen im Saal: Das Publikum wird kurzerhand mit der Aufgabe betraut, als Schöff*innen über die Zukunft der beiden zu entscheiden. Im Zuge des Verfahrens werden Beweisstücke präsentiert und Zeugen vorgeladen.
Mit Hilfe des eigenen Smartphones und verschiedenen QR-Codes im Saal und im Programmheft sind die Zuschauer*innen aufgefordert, nach bestem Wissen und Gewissen eine wegweisende Entscheidung zu treffen - denn sie entscheiden jeden Abend aufs Neue, welche der 24 möglichen Versionen der Inszenierung sie zu sehen bekommen und wie es mit Orpheus und Eurydike weitergeht.
Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt" parodiert die griechische Sage von Orpheus und Eurydike und stellt gleichzeitig die Doppelmoral der besseren Gesellschaft des französischen Kaiserreichs bloß. Die besondere Mischung aus Humor und Kritik nimmt die Regisseurin Kerstin Steeb, die damit bereits das dritte Mal am Opernloft inszeniert, genau unter die Lupe. Das Corona-taugliche Format mit einer Sängerin und einem Sänger wird eine Werkstattproduktion, die „Orpheus in der Unterwelt“ radikal auf ihre aktuelle Relevanz befragt.
"In der Inszenierung von Kerstin Steeb wird die Öffentliche Meinung von Zuschauern unterstützt, die durch Scannen der auf den Tischplatten angebrachten QR-Codes abstimmen. [...] Der große Vorteil dieses Spektakels ist zweifellos seine Interaktivität."
Die Künstlerinnen und Künstler
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Lisa Ziehm - Eurydike
Die gebürtige Holsteiner Sopranistin Lisa Ziehm studiert zurzeit an der Universität der Künste in Berlin im Masterstudiengang mit dem Schwerpunkt Oper. Ihr Bachelorstudium schloss sie erfolgreich an der Musikhochschule Lübeck ab. Dabei führte sie ein Auslandsstudium an die Guildhall School of Music and Drama in London. Die Sopranistin ist regelmäßig als Solistin in Konzerten und Oratorien im In- und Ausland zu hören. So sang sie beispielsweise beim London Handel Festival, im Eröffnungskonzert des Lübecker Brahmsfestivals und war beim Cap Ferret Music Festival in Frankreich. Ihr breit gefächertes Repertoire reicht von der Klassik bis zur Moderne. Auch sammelte sie zahlreiche Bühnenerfahrungen, unter anderem am Theater Lübeck, der Deutschen Oper Berlin, bei Oper Oder/Spree und den Eutiner Festspielen. So sang sie beispielsweise die 1. Dame in Mozarts „Die Zauberflöte“, Gräfin Almaviva aus Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ in der Opernakademie Bad Orb und The Angel in „Angels in America“ von Eötvös.
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Kerstin Steeb - Regie
Die Musiktheaterregisseurin Kerstin Steeb dekonstruiert die strenge Form von Oper oft durch eigene Bearbeitungen und Fassungen und deckt damit eine Direktheit im Spiel so wie eine aktuelle Brisanz in der Thematik auf. Sie inszenierte u.a. an Häusern wie der Staatsoper Hamburg, dem Theater Hagen und der Deutschen Oper am Rhein. In der freien Szene in Hamburg befasste sie sich mit Werken von Ethel Smyth. Im Opernloft inszenierte sie 2014 bereits den Freischütz, 2019 dann Don Giovanni. Hierfür wurde sie in der Autorenumfrage der Zeitschrift Die deutsche Bühne in der Kategorie Oper nominiert.
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Tom Gatza - Sound Design
Tom Gatza lebt derzeit in Hamburg und ist international als Komponist, Multi-Instrumentalist und Produzent aktiv. Seit seiner Teilnahme am „Popkurs“ der Hamburger Musikhochschule arbeitet Gatza als Session- und Live-Keyboarder/Gitarrist im Bereich Pop/Jazz/Blues (u.a. mit Dan Patlansky, Henny Herz, Glöde, Lina Maly, Aisha Badru). Als Komponist, Produzent und Live-Musiker entwickelt er Musiken und Sound Designs im Bereich Theater/Film, u.a. für "In der Schwebe" und "Das Ende von Eddy" am Thalia Theater Hamburg. Diese Arbeiten überschneiden sich phasenweise mit seinem Solo-Projekt "Tom Gatza", in dem er auf Basis seiner Klavier-Kompositionen in Sound-Landschaften zwischen Jazz, Post-Rock und Neo-Klassik wandelt.
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Tim Maas - Orpheus
Der Niederländische Bassbariton Timotheus Maas sang bereits mit sechs Jahren als Knabensopran solistisch in verschiedenen Chören. Er studierte Gesang am Koninklijk Conservatorium Den Haag. Anschließend setzte er sein Studium an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg fort.
Tim Maas gibt regelmäßig Liederabende mit den Zyklen Winterreise und Schwanengesang von Schubert sowie Dichterliebe von Schumann oder Songs of Travel von Ralph Vaughan Williams. Im Juli 2016 führte er darüber hinaus Die schöne Müllerin von Schubert in einer szenischen Version auf. Zu seinem Repertoire zählen zudem zahlreiche Oratorien, u.a. das Weihnachtsoratorium von Bach, Händels Messias sowie die Requien von Fauré, Mozart und Brahms.
Auch auf der Opernbühne sammelte der junge Bassbariton in zahlreichen Rollen, besonders auch im Bereich der zeitgenössischen Musik, Erfahrung. So verkörperte er Rollen wie Don Alfonso in Cosi fan tutte, Papageno in Die Zauberflöte, Antonio in Le nozze di Figaro und die Bariton- Partie in The sound of a voice. Er sang in zahlreichen Uraufführungen, darunter in Rage d’amours von Rob Zuidam, Peter de Grote von Monique Krüs und Inannas Enthüllung von Steve Tanoto.
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Hanne Lenze-Lauch - Ausstattung
Hanne Lenze- Lauch, geboren 1983, studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim mit dem Schwerpunkt Theater/Medien/Freie Kunst. Ab 2008 war sie Szenenbildassistentin für diverse Film- und Fernsehproduktionen und Bühnen- und Kostümbildassistentin. Seit 2011 arbeitet sie als freie Ausstatterin und war unter anderem mit den Kollektiven „Henrike Iglesias“ und „Pulk Fiction“ am Schauspiel Leipzig und dem Grips Theater Berlin. Gemeinsame Projekte mit der Regisseurin Babett Grube waren am Schauspiel Hannover, dem Staatstheater Braunschweig, dem Theater Oberhausen und dem Staatsschauspiel Dresden zu sehen. Ihre Zusammenarbeit mit Kerstin Steeb begann mit dem Kanu- Wander- Theater 2019 im Rahmen des „Kultursommer Herzogtum Lauenburg“.
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Amy Brinkman-Davis - Musikalische Leitung
Amy Brinkman-Davis wurde in Denver, Colorado, geboren. Sie studierte Klavier und Korrepetition in New York. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie unter anderem an der Opera Ithaca und Mobile Opera in Alabama als Korrepetitorin. Anschließend wagte sie den großen Schritt nach München, um Deutsch zu lernen und sich mit der dortigen Theater- und Musikszene auseinanderzusetzen. In München arbeitete sie als Korrepetitorin in der Pasinger Fabrik, am Gärtnerplatztheater und der Akademie August Everding. Dort wirkte sie in zahlreichen Schauspiel- und Musiktheater-Produktionen mit, darunter auch die Realisierung ihrer eigenen musikalischen Version von Hedda Gabler an der Studiobühne der Ludwig-Maximilians-Universität München, in der sie die Regie und Komposition übernahm. Darüber hinaus begleitet sie als Pianistin regelmäßig Liederabende und Konzerte. Seit August 2019 ist sie musikalische Leiterin im Opernloft.
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Hannes Hellmann - Stimme aus dem Off
Hannes Hellmann wurde an der Hochschule der Künste in Berlin zum Schauspieler ausgebildet und gehörte anschließend zwölf Jahre zum Ensemble des Theaters an der Ruhr.
Seitdem spielt er in der Championsleaque der Stadttheater, der Bundesliga im TV („Einsatz in Hamburg“, „Tatort“, uvm.) und mit einigen bekannten Orchestern (zB. Ensemble Modern, Klangforum Wien u.a.). Er spricht Hörbücher und synchronisiert. Als Dozent und Trainer arbeitet er an diversen Hochschulen und im Bereich der Personalentwicklung.
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